Seit 30 Jahren schon versorgen die Tafeln in ganz Deutschland bedürftige Menschen mit geretteten Lebensmitteln. Zeit, zurückzublicken – und nach vorn.
Die Situation von Obdachlosen in Berlin verbessern. Mit diesem Ziel gründeten Sabine Werth und die Initiativgruppe Berliner Frauen e.V. 1993 die erste Tafel Deutschlands. Heute ist die Kundschaft viel breiter, aber der Ansatz ist damals wie heute derselbe: Lebensmittel einsammeln, die anderswo übrig sind, und sie denen geben, die sie dringend brauchen. Armut bekämpfen und gleichzeitig Lebensmittel retten.
Viele Helferinnen und Helfer, immer mehr Bedürftige.
Heute, 30 Jahre später, sind es bundesweit 970 Tafeln, die unter dem Dachverband Tafel Deutschland e.V. agieren. Rund 60.000 Helferinnen und Helfer, von denen rund 95 Prozent ehrenamtlich mit anpacken. Rund 265.000 Tonnen Lebensmittel, die wir gemeinsam vor der Mülltonne retten und an rund zwei Millionen Menschen weitergeben, die auf unser Angebot angewiesen sind.
Beeindruckende, aber auch bedrückende Zahlen. Denn sie zeigen, wie groß das Problem der Armut in Deutschland ist. Und die Armut wächst: Seit dem Ausbruch des Ukrainekrieges und den Preissteigerungen melden die meisten Tafeln rund 50 Prozent mehr Kunden. Viele müssen abgewiesen werden, oft reichen die Lebensmittelspenden einfach nicht aus – oder das Personal, um die Nachfrage zu decken.
Und längst nicht alle Menschen, die von Armut betroffen sind, kommen zu den Tafeln. Bundesweit sind 14,1 Millionen Menschen von Armut betroffen oder bedroht.
Ein Grund zum Feiern. Und auch nicht.
Also feiern wir unser Jubiläum mit Bedacht. Wir Tafeln können stolz sein auf das, was wir schon erreicht und bewirkt haben. Und vor allem dankbar – für all unsere Helferinnen und Helfer, Spender und Unterstützer! Gleichzeitig können wir das Problem nicht alleine lösen. Dass engagierte Menschen ihre kostbare freie Zeit geben, um zu helfen, kann nicht die einzige Lösung sein. Auf politischer Ebene muss an mehr Stellschrauben gedreht werden, um die Armut in Deutschland in die Schranken zu weisen.